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Der "farbige" SW-Film Ilford XP-2 ist ein Multitalent

  • doeringphoto
  • 22. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Nov.

Auch vom XP-2 habe ich noch alte Filme übrig. Doch wegschmeißen ist nicht. Also habe ich einige der Ilford-Filmschätzchen in meine noch ältere Nikon F4 eingespannt und im Studio und on Location getestet.

Der XP-2 ist einer meiner Lieblingsfilme für Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Er wird im Farbnegativprozeß (C-41) entwickelt und kann so in (fast) jedem Drogeriemarkt abgegeben werden. Der Film hat ein super feines Korn, mittleren bis weichen Grundkontrast, großen Belichtungsspielraum von 50-800 ASA und eine gute Schärfe.

Ilford XP-2 super Schwar-Weiß-Film. Den Klassiker im Ilford-Programm gibt es seit 1980 (damals Ilford XP-1).
Ilford XP-2 super Schwar-Weiß-Film. Den Klassiker im Ilford-Programm gibt es seit 1980 (damals Ilford XP-1).
Vorteil: Beim scannen funktioniert ICE (Staub- und Kratzerentfernung der Nikon-Filmscanner) zuverlässig. Das ist bei den klassischen SW-Filmen auf Silberhalogenid-Basis wie Kodak Tri-X oder Ilford FP-4 nicht der Fall.

Der XP-2 super mit 400 ASA ist ein Klassiker im Ilford Programm. Vor mehr als 30 Jahren habe ich den Film bereits auf Reisen verwendet. Damals hieß er noch XP-1. Kein Wunder, gibt es den Ilford-Klassiker bereits seit 1980.

Negative und Kontaktbogen Ilford XP-1 von 1988. Typisch die orangefarbene Färbung der Maskierung.
Negative und Kontaktbogen Ilford XP-1 von 1988. Typisch die orangefarbene Färbung der Maskierung.

Der XP-2 hat das feinste Filmkorn aller 400 ASA Filme, die ich bisher eingesetzt habe. Feiner als das vieler 100 ASA Diafilme. Das war schon bei der ersten Version Ilford XP-1 in den 1980er Jahren der Fall. Damit eignet sich der Film sehr gut für Großabzüge. Ich habe Fotoposter in 60 x 40 cm Hochformat aus einem Querformat Kleinbild-Negativ anfertigen lassen. Es war also ein starker Ausschnitt aus dem Original-Negativ. Das ursprüngliche Format wäre etwa 90 x 60 cm gewesen und das Filmkorn war immer noch sehr dezent. Bei abgelaufenen Versionen, die ich für diesen Beitrag getestet habe, tritt das Korn aber stärker in Erscheinung. Doch der Reihe nach.

Ilford XP-2 super (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4. Das Filmkorn ist deutlicher, der Grundkontrast weicher.
Ilford XP-2 super (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4. Das Filmkorn ist deutlicher, der Grundkontrast weicher.

Filmtest: Auch vom XP-2 schlummern noch etliche alte Expemplare in meinem Keller. Wie reagiert der Film auf die lange Lagerung? Also habe ich einige der XP-2 in meine alte Nikon F4 und die etwas neuere F6 eingespannt und mit Model Iuliana im Studio und on Location getestet. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist bei diesen XP2-Testfilmen gut 20 Jahre abgelaufen. Die Filme haben ich die ganze Zeit im Keller gelagert.


So viel vorweg: Meine überlagerten Ilford XP-2 Filme kann ich weiterhin gut nutzen. Wenn auch mit kleinen Einschränkungen. Wenn man die kennt, lassen sich diese speziellen Schwarz-Weiß-Filme besonders gut für hochkontrastreiche Fotomotive einsetzten, bei denen das Filmkorn deutlichter zu Tage tritt und eigene Akzente setzt, als bei neuen, frischen Exemplaren.

Ilford XP-2 Super im Praxistest (MHD abgelaufen)


  • Belichtung auf 50-100 ASA

  • Sehr weicher Grundkontrast

  • Gut bei Gegenlicht, Seitenlicht

  • Filmkorn stärker akzentuiert

Ilford XP-2 super (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4. Das Filmkorn ist grober und setzt eigene Akzente, der Grundkontrast ist dagegen weicher.
Ilford XP-2 super (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4. Das Filmkorn ist grober und setzt eigene Akzente, der Grundkontrast ist dagegen weicher.

Belichtung

Gute Ergebnisse erziele ich mit meinen alten XP-2, wenn ich zwei bis drei Blenden überbelichte. Dann stelle ich die Empfindlichkeit an meiner analogen Nikon auf 100 ASA ein, seltener auf 50 ASA. Das ist der wichtigste Schritt. Wenn ich auf 400 ASA belichte, was ich irrtümlich schon gemacht habe, sind die Aufnahmen deutlich schlechter. Sehr flau und kaum Durchzeichnung, besonders in den Schattenbereichen.

Ilford XP-2 (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4, Model Iuliana.
Ilford XP-2 (MHD abgelaufen): Nikon F6, AF-S 85mm / f1.4, Model Iuliana.

Grundkontrast

Der Ilford XP-2 kommt vom Hause aus mit einem eher weichen Kontrast daher. Das ist vielen "Analogis" schon zu flau für Schwarz-Weiß-Aufnahmen, höre ich öfter. Ich mag das. Etwas Kontrast zugeben kann ich in der Nachbearbeitung immer noch.

lford XP-2 (neu): Ein frischer XP-2 ist sehr feinkörnig. Nikon F4, AF-D 85/f1.8, Model Christine
lford XP-2 (neu): Ein frischer XP-2 ist sehr feinkörnig. Nikon F4, AF-D 85/f1.8, Model Christine

Kontrast reduzieren ist in der analogen Fotografie schwieriger. Wo nichts ist, kann ich nichts "hineinzaubern" in meine Negative. Ein alter, abgelaufener XP-2 Film wird vom Grundkontrast noch weicher als ein frisches Exemplar. Damit eignet sich der abgelaufene Film ausgezeichnet für Motive im Gegenlicht oder bei Seitenlicht.

Hochkontrastreiche Motive

Gegenlicht, akzentuiertes Seitenlicht oder starke Kontraste - das sind Bedingungen, wo sich der Ilford XP-2 Film pudelwohl fühlt. Besonders der alte Film, der dann mit den Jahren der Lagerung vom Kontrast noch "weicher" wird. Der sollte unbedingt auf 50-100 ASA belichtet werden. Ein frischer XP-2 Film verträgt auch 800 ASA klaglos und hat damit einen enormen Belichtungsspielraum von 50-800 ASA.

Porträtfoto
Ilford XP-2 (MHD abgelaufen): Nikon F4, AF-S 70-200/f2.8, Model Iuliana.

Kosten

Der Ilford XP-2 Super ist günstiger als viele Farbnegativfilme. Im Vergleich zu einem Farbpendanten, dem Kodak Portra 400 ASA, kostet ein neuer XP-2 rund die Hälfte (z.B. im 10-Pack). Je nach Filmlabor kommen unterschiedliche Entwicklungskosten dazu. Die preiswerten Discounter (DM, Rossmann, Saturn) lassen die Filme von Großlabors verarbeiten. Einige haben die reine Negativentwicklung (ohne Fotoabzüge) leider nicht mehr im Angebot, aber die Qualität war nach meiner Erfahrung durchweg gut. Es gibt viele kleinere Fotolabors, die sich auf analoge Fotografie spezialisiert haben. Die sind in der Regel etwa teurer bei der Filmentwicklung. Wenn man aber selbst scannt, fällt das kaum ins Gewicht.

 Ilford XP-1: Auch die erste Version des Klassikers hatte einen weichen Kontrast und war äußerst feinkörnig. Peking 1988, Nikon F3, Nikkor MF 35-135/f3.5.
Ilford XP-1: Auch die erste Version des Klassikers hatte einen weichen Kontrast und war äußerst feinkörnig. Peking 1988, Nikon F3, Nikkor MF 35-135/f3.5.

Fazit: Ein Top-Film für den hybriden Workflow: Analoge Negative werden selbst digitalisiert (gescannt): Den Film lasse ich entwickeln und scanne nur ausgewählte Negative mit meinem Nikon-Filmscanner ein. Durch die Standardentwicklung (C41) erhalte ich gleichbleibende Ergebnisse. Sehr feines Korn, gute Schärfe - vergleichbar mit vielen 100 ASA Filmen und das bei 400 ASA. Preis: Kostet etwa die Hälfe wie ein vergleichbarer Farbfilm (Portra) mit 400 ASA. Komfortabel: Beim Scannen funktioniert die Kratzerentfernung (ICE) sehr gut.


 
 
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