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Kuba - real Life

  • doeringphoto
  • vor 5 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag

Inseltraum im Sozialismus

Fotoreportage vom echten Leben auf Kuba abseits touristischer Hotspots.

Viva Fidel: Kleiner Straßenladen in Gibara, einer Kleinstadt im Osten der Insel. Supermärkte gibt es kaum, dafür mehr Straßenhändler oder Privatverkäufer.
Viva Fidel: Kleiner Straßenladen in Gibara, einer Kleinstadt im Osten der Insel. Supermärkte gibt es kaum, dafür mehr Straßenhändler oder Privatverkäufer.

Alle Fotos mit Leica M4-II (Bj.1980), Summicron 35mm/f2.0 (1988) auf Kodak Portra Film.

Elektrisches Kleintaxi in einer sozialistischen Wohnsiedlung bei Gibara im Osten Kubas.
Elektrisches Kleintaxi in einer sozialistischen Wohnsiedlung bei Gibara im Osten Kubas.

Auf Kuba habe ich viele wunderschön restaurierte Altstädte aus der Kolonialzeit gesehen, die für sich allein einen Besuch wert sind. So etwa in Havanna, Trinidad oder Camquey. Aber auch viel Armut. Es reicht schon, ein wenig durch die Gegend zu laufen.

Laden in Trinidad, Weltkulturerbe und touristischer Hotspot in Zentralkuba. Das Warenangebot gegen Pesos ist begrenzt. In "Devisenläden" gbit es viel mehr Auswahl für westliche Währungen.
Laden in Trinidad, Weltkulturerbe und touristischer Hotspot in Zentralkuba. Das Warenangebot gegen Pesos ist begrenzt. In "Devisenläden" gbit es viel mehr Auswahl für westliche Währungen.
Refrescos für 50 Pesos: Tütchen mit Limonadepulver hängen an einer Wohnungstür zum Verkauf.
Refrescos für 50 Pesos: Tütchen mit Limonadepulver hängen an einer Wohnungstür zum Verkauf.

Ich sehe marode Fassaden ganzer Straßenzüge, Müllberge auf den Bürgersteigen, lange Warteschlangen vor Bäckereien und Banken. Der Strom fällt oft aus, in manchen Regionen mehrere Stunden am Tag. Das Warenangebot ist übersichtlich, es gibt kaum Supermärkte oder größere Einkaufsläden.

Reparatur-Service für elektrische Geräte im Rahmen eines staatlichen Energiesparprogramms (Servicios tecnicos equipos, programa de ahorro energetico) in der Provinzhauptstadt Bayamo.
Reparatur-Service für elektrische Geräte im Rahmen eines staatlichen Energiesparprogramms (Servicios tecnicos equipos, programa de ahorro energetico) in der Provinzhauptstadt Bayamo.

Tourismus und Wohlstand

Wer mit Touristen zu tun hat, profitiert finanziell. Ob Casa-Vemieter (Privatunterkunft), Stadtführer, Restaurantbetreiber oder Bici-Taxifahrer; sie alle verdienen in der Regel mehr als staatliche Angestellte wie Lehrer, Arzt oder Museumsangestellter. Deren Löhne bewegen sich im zweitelligen Euro-Bereich - pro Monat.

Sozialistischer Plattenbau im Osten Kubas bei Gibara: Ein Pferd ersetzt für viele Landbewohner das eigene Auto, das sich die meisten Kubaner nicht leisten können.
Sozialistischer Plattenbau im Osten Kubas bei Gibara: Ein Pferd ersetzt für viele Landbewohner das eigene Auto, das sich die meisten Kubaner nicht leisten können.

So lerne ich in Camaquey ein Ehepaar kennen, das ihre Berufe als Mathematik-Professor und Musik-Lehrerin aufgegeben hat und nun eine Privatunterkunft betreibt. Sie leben in einem schönen Kolonialhaus mit drei Zimmern für Touristen während ihr Nachbar, ein Herzchirurg (mit tollem Englisch) in einer kleinen Wohnung nebenan haust.

Wohnsiedlung in der Provinz Holquin: Durch die Wirtschaftsblockade der USA und fehlende eigene Industrie mangelt es an Ersatzteilen. Die Kubaner sind erfinderisch, um ihre Auto-Schätzchen am laufen zu halten.
Wohnsiedlung in der Provinz Holquin: Durch die Wirtschaftsblockade der USA und fehlende eigene Industrie mangelt es an Ersatzteilen. Die Kubaner sind erfinderisch, um ihre Auto-Schätzchen am laufen zu halten.
Provinzhauptstadt Bayamo: Ein Mann repariert und befüllt Feuerzeuge am Straßenrand bei mehr als 30 Grad im Schatten.
Provinzhauptstadt Bayamo: Ein Mann repariert und befüllt Feuerzeuge am Straßenrand bei mehr als 30 Grad im Schatten.

Da kommen die harten Dollars oder Euros der Touristen in Spiel. Denn in den "Devisen-Läden" der Städte ist das Warenangebot für westliche Währung ungleich größer als in den regulären Geschäften gegen kubanische Pesos, von denen es eh nur wenige gibt. So haben sich auf der Karibikinsel eigene touristische "Wohlstandsinseln" entwickelt.

Straßenszene in Bayamo: Kutschen-Taxi, Oldtimer aus den 1950er Jahren und Privatverkauf in der eigenen Garage.
Straßenszene in Bayamo: Kutschen-Taxi, Oldtimer aus den 1950er Jahren und Privatverkauf in der eigenen Garage.
Eine Autopanne in Vinales, Westkuba. Der Strom ist ausgefallen, die Straßen sind unbeleuchtet. Den Wagen haben Helfer vor ein (touristisches) Restaurant geschoben, damit sie mehr Licht haben. Das Lokal hat einen eigenen Diesel-Stromgenerator.
Eine Autopanne in Vinales, Westkuba. Der Strom ist ausgefallen, die Straßen sind unbeleuchtet. Den Wagen haben Helfer vor ein (touristisches) Restaurant geschoben, damit sie mehr Licht haben. Das Lokal hat einen eigenen Diesel-Stromgenerator.

Gerade die Löhne der staatlichen Angestellten (Lehrer, Ärzte, Ingenieure) sind sehr niedrig und es fehlt an essenziellen Dingen. Es gibt aber keine existenzielle Armut wie etwa Obdachlosigkeit.

Gut zweihundert Meter lange Warteschlange vor einer Tankstelle in Havanna. Nach drei Stunden Wartezeit wurden wir "vorgezogen" und es geht zum Glück weiter nach Trinidad.
Gut zweihundert Meter lange Warteschlange vor einer Tankstelle in Havanna. Nach drei Stunden Wartezeit wurden wir "vorgezogen" und es geht zum Glück weiter nach Trinidad.
Markttag in Camaquey, Zentralkuba. Das Angebot ist begrenzt, Bananen und tropisches Obst wie Avocados, Papaya, Mangos oder Ananas gibt es aber zuhauf.
Markttag in Camaquey, Zentralkuba. Das Angebot ist begrenzt, Bananen und tropisches Obst wie Avocados, Papaya, Mangos oder Ananas gibt es aber zuhauf.

Die Gesundheitsversorgung ist beispielsweise die beste in Lateinamerika. Und so machen die stark subventionierten Leistungen des Staates mehr als die Hälfte des Staatshaushaltes aus.

Vielleicht ist der alte Mann, der sich hier in Trinidad im Schatten ausruht, ein alter Revolutionär. Ich habe es nicht rausgefunden. Der stolze Blick hat mich aber fasziniert.
Vielleicht ist der alte Mann, der sich hier in Trinidad im Schatten ausruht, ein alter Revolutionär. Ich habe es nicht rausgefunden. Der stolze Blick hat mich aber fasziniert.
Ochsengespanne im ländlichen Vinales, Westkuba. Traktoren sind hier wenig verbreitet, sagt mir ein Local-Guide. Bauern könnten diese aber "ausleihen".
Ochsengespanne im ländlichen Vinales, Westkuba. Traktoren sind hier wenig verbreitet, sagt mir ein Local-Guide. Bauern könnten diese aber "ausleihen".

Jeder Tag eine Herausforderung

Viele junge Leute sind nach ihrem Studium desilussioniert. "Unsere Möglichkeiten sind beschränkt", erzählt mir Maria (Name geändert), eine ehemalige Kunstlehrerin, die jetzt für einen österreichischen Casa-Besitzer in Havanna arbeitet.

Besuch bei der Nachbarin in der Provinz Granma im Osten Kubas.  Die Provinz ist benannt nach der Yacht der Revolutionäre um Fidel Castro und Che Guevara.
Besuch bei der Nachbarin in der Provinz Granma im Osten Kubas. Die Provinz ist benannt nach der Yacht der Revolutionäre um Fidel Castro und Che Guevara.

Während ein Hurrikan in der Nacht tobt, sprechen wir lange über ihre Heimat. An Schlafen ist eh nicht zu denken, zu laut tobt das Unwetter und die schwüle Hitze ist extrem. Der Strom ist gleich zu Beginn des Sturms ausgefallen, die Klimaanlagen funktionieren nicht mehr.

 Revoltution trifft Realtität: Lange Warteschlangen vor einer Bank im Stadtzentrum von Camaquey, Zentralkuba.
Revoltution trifft Realtität: Lange Warteschlangen vor einer Bank im Stadtzentrum von Camaquey, Zentralkuba.

Außerdem rinnt ständig Wasser vom Balkon in den Aufenthaltsraum der Casa und muss mit dicken Handtüchern aufgewischt werden. Zum Schluß sagt Maria auf Englisch: "In Europe, you have all the possibilities, here the goverment cut our wings".

Eine junge Mutter wäscht Familienwäsche im Fluss bei Charco Redondo, Ostkuba.
Eine junge Mutter wäscht Familienwäsche im Fluss bei Charco Redondo, Ostkuba.

Die meisten Kubaner, die ich getroffen habe, sind aber stolz auf ihr Land und die Revolution. Keine Frage, die brachte auch viele Vorteile mit sich: kostenfreier Zugang zu Bildung vom Kindergarten bis zu Uni, geringe Mietkosten (bis max. 10% Einkommen), spottbillige Energiekosten (Gas, Strom, Wasser), symbolische Transport, Telefon- und Eintrittspreise, Lebensmittel auf Bezugskarte für wenige Pesos im Monat, Mittagstisch in Betrieben und Schulen, freie und gute Gesundheitsversorgung bis hin zu komplexen Operationen und kostenlose Plätze im Altenheim für Ruheständler.

Provinzhauptstadt Bayamo: Ein alter Mann transportiert Holzscheite auf dem Fahrrad vor einem Revolutionsbanner mit Fidel Castro (1926-2016):  "Vaterland oder Tod - Wir werden siegen" .
Provinzhauptstadt Bayamo: Ein alter Mann transportiert Holzscheite auf dem Fahrrad vor einem Revolutionsbanner mit Fidel Castro (1926-2016): "Vaterland oder Tod - Wir werden siegen" .



 
 
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