Robert Lebeck - Fotoreporter
- doeringphoto
- 10. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Sept.
Eine Begegnung:
Robert Lebeck (1929-2014) ist eines meiner großen beruflichen Vorbilder. Ich hatte das große Glück, den renommierten Fotojournalisten und langjährigen Stern-Starfotografen noch persönlich zu treffen. Und das kam so: Während meines Volontariates bei der Goslarschen Zeitung machte ich 1993 einen vierwöchigen Volontärkurs in Hamburg. Für ein Übungsinterview suchte ich nach Themen und rief Lebeck mit zitternder Stimme an. Am nächsten Tag saßen wir in seiner Küche in einem Hamburger Vorort.

Am Ende des Interviews machte ich einigen Aufnahmen mit Lebecks kleiner Tochter auf Neopan 1600 SW-Film ohne Blitz. Für mein Übungsinterview bekam ich von den anderen Volontären gute Bewertungen, vom Seminarleiter aber einen Rüffel. Ich hätte in meinem Text nicht erwähnt, dass Lebeck ein (schon damals) bedeutender Sammler von historischen Fotos, Postkarten und gedruckten Reportagen wäre. Und was soll ich sagen, der Seminarleiter, ein Ressortleiter vom Tagesspiegel, hatte natürlich Recht. Ich war (und bin) von Lebecks Fotografie einfach geflasht, dass ich seine Sammelleidenschaft gar nicht auf dem Schirm hatte beim Schreiben.
Ausstellung "Hierzulande" - 2025
Im Sommer 25 besuche ich eine tolle Ausstellung mit Lebeck Bildern in Rüsselsheim. "Hierzulande" lautet der Titel und der Name ist Programm. Fotos aus Deutschland von 1955 bis 1983 kuratiert von seiner Ehefrau Cordula Lebeck. Und beim Besuch der Ausstellung überreichte ich ihr meine kleine Serie der Interview-Fotos aus dem Jahr 1993, die schon 30 Jahre lang in meinem Archiv schlummerten.

Autobiographie "Rückblenden"
1999 ist die sehr lesenswerte Autobiographie mit dem Titel Robert Lebeck: "Rückblenden - Erinnerungen eines Fotojournalisten" im Econ Verlag erschienen.
„Die anderen (Stern-Fotografen) plagten Probleme mit ihrer Handschrift, ich dachte über meine überhaupt nicht nach".
Klappentext: "Das offenherzige Selbstporträt eines der bedeutendsten Fotojournalisten Deutschlands, Robert Lebeck, Top-Fotoreporter während der glorreichen Zeit des Stern, erzählt die spannende Geschichte seines Lebens hinter der Kamera. Die Jagd nach Bildern führte ihn um die ganze Welt und in keineswegs alltägliche Situationen." Einige Auszüge:
Kamera und Objektive:
„Eine Kamera muss reichen. Na ja, zwei Kameras. Eine mit 85er Objektiv für Porträts, damit ich nicht so nah an die Gesichter ran muss. Und ein 20er Superweitwinkel für den ganzen Rest. Dieses Superweitwinkelobjektiv war mein Spion. Menschen sahen zwar meine Kamera, kamen aber nicht im Traum darauf, dass sie vielleicht im Sucher sein könnten. Waren sie aber." (S.302)

Persönlicher Stil:
"Beim Stern war ich der Fotograf mit den geringsten künstlerischen Ambitionen. Die anderen plagten Probleme mit ihrer Handschrift, ich dachte über meine überhaupt nicht nach. Ich verstand mich als Handwerker. " (S. 305)

Viel Prominenz:
Kleine Auswahl: Alfred Hitchcock, Romy Schneider, Maria Callas, Elvis, Willy Brand, Helmut Schmidt, Jacqueline Kennedy, Konrad Adenauer, Joseph Beuys, Ajatollah Chomeini und viele, viele mehr.

Sammelleidenschaft:
"Glücklicherweise eignete sich mein Arbeitsalltag ideal fürs Sammeln: Viele meiner Kollegen haben, sobald ihr ofizieller Auftrag erledigt war, weiter fotografiert und ihre Privatarchive und Agenturen bestückt. Ich hingegen habe in der ganzen Welt Antiquariate und Flohmärkte durchpflügt. Parallel (neben Postkarten) begann ich daher mit der Suche nach Fotografie des 19. Jahrhunderts, die damals noch so gut wie nichts kostete. (S.136).

Familie und Reisen:
"Fremd war mir nur mein Hamburger Zuhause. 1965 hielt mich nicht einmal die Geburt unserer Tochter Anna davon ab, eine Südostasienreportage anzunehmen - dieser dreimonatige Reportagetripp über Thailand, Hongkong, Singapur, Malaysia und Indonesien nach Borneo bedeutete schließlich die Erfüllung all meienr Fernwehträume. So blieb Heike allein mit unserem frischgeborenem Bündel Mensch zurück."

Jahrzehnte beim Stern:
"Letzlich war ich aber immer mein eigener Herr. Zu meinem Kollgegen Fred Ihrt habe ich deshalb mal gesagt: Du hast jetzt 30 Jahre für den Stern fotografiert. Und ich habe 30 Jahre für mich fotografiert. Das war gar nicht arrogant gemeint, nur ehrlich. Ich war immer egoistisch genug, meine Interessen nie zu vernachlässigen. In meinen Verträgen beispielsweise sicherte ich mir immer das Recht an meinem Grundkapital, den Negativen , zu. (S.302)


