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11/17: Zwischen Naturidylle und Existenzsorgen.

Frank Klein (53) ist seit beinahe 40 Jahren Schäfer. Auf den ersten Blick scheint es ein ruhiges Berufsleben zu sein. Die Tiere bestimmen das Tempo. Mit Terminstress im Computerzeitalter hat das anscheinend nichts zu tun. Heißt aber auch: 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr bei Wind und Wetter draußen zu sein. Die Westerwälder Wanderschäfer Frank und Gabi Klein hatten lange Zeit ihr Auskommen rund um den Truppenübungsplatz Stegskopf.

Doch dann wurde ihr Pachtvertrag nicht verlängert. Das Ehepaar musste sich neue Weideflächen suchen und ihre Schafherde auf nur 300 Schwarzkopf-Schafe halbieren. Denn größere Weideflächen sind auch im Westerwald inzwischen ziemlich rar. Weniger Tiere bedeuten aber zugleich weniger Einnahmen.

Und wäre da nicht der Bruder von Frank eingesprungen, der Wiesen pachtete und zur Verfügung stellte, das Schäferehepaar stände vor dem wirtschaftlichen Ruin. Bei einer Wanderung von Stausberg nach Harbach halten die vier Hütehunde die Herde zusammen.Ganz am Ende der Herde hoppeln die jungen Lämmer. Nach zwei Stunden Fußmarsch kommen alle wohlbehalten

auf den Weideflächen oberhalb von Harbach an. Gut, dass es heute etwas kühler ist.  Große Hitze vertragen Schafe nicht besonders, Kälte dagegen ausgezeichnet", sagt Frank. Geduldig zeigen sich einige Autofahrer, als die Herde einige Zeit lang über die Kreisstraße trottet. Der Jahresrhytmus der Schäfer ist weitgehend durch die Natur vorgegeben. Im Mai und Juni werden die Altschafe geschoren, die Lammzeit beginnt im August.

Für die Schafwolle gibt es dagegen kaum noch einen Markt. Billigimporte und Kunstfasern haben das heimische Naturprodukt weitgehend verdrängt. Die Tiere liefern aber nicht nur Wolle, Milch und Fleisch, sie sind auch "Profi-Rasenmäher".  Die Herde sorgt dafür, dass Flächen nicht verbuschen. Frank und Gabi Klein üben ihren uralten Beruf mit Leidenschaft und einem gewissen Stolz aus.

Sie sind nicht nur Erzeuger von Naturprodukten, sondern auch Umweltschützer und Bewahrer eines kulturellen Erbes. "Schäfer sein ist eigentlich kein Beruf, eher eine Berufung", sagt Frank Klein zum Abschied und seine Augen leuchten dabei.